Die Aussaat
Das Keimen und Wachsen von Sämlingen mitzuerleben ist eines der schönsten und spannendsten Erlebnisse, das die Sukkulentenwelt zu bieten hat. Auf kleinstem Raum lässt sich leicht eine Wunderwelt unterschiedlicher Gestalten unterbringen.
Saatgut selbst gewinnen
Oft ist eine spontan reifende Frucht der Ausgangspunkt für die Frage nach der Aussaat. Selbst reines Saatgut erzeugen ist ein Kinderspiel, wenn zwei Pflanzen einer Art gleichzeitig blühen. Mit einem feinen Haarpinsel bestäuben Sie die Narben der Blüten einer Pflanze mit den Pollen der Blüten der anderen Pflanze. Die Reife des Pollens ist an seiner pulvrigen Konsistenz zu erkennen und daran, dass er willig am Pinsel hängen bleibt. Abhängig von der Art reifen die Früchte innerhalb weniger Wochen bis zu einem Jahr. Den richtigen Zeitpunkt für die Ernte erkennen Sie daran, dass sich die Frucht leicht von der Pflanze lösen lässt. Der Samen wird aus der Frucht entfernt und gereinigt.
Samenvorbereitung
Im Spezial-Handel, spezialisierten Gärtnereien bei Kakteenclubs sowie Tauschringen kann man Samen bekommen. Gut gereinigtes Saatgut sollte keine anhaftenden Fruchtfleischreste haben. Um aber sicherzugehen kann eine Desinfektion mit Trockenbeizmitteln oder auch eine Nassbeize erfolgen. Möglich ist auch eine Heißwasserbehandlung zur Desinfektion indem das Saatgut in einem Stoff- oder Teebeutel für 45 Minuten in eine Thermoskanne mit 50°C heißem Wasser gehängt wird. Anschließend muss allerdings auf Löschpapier bei Raumtemperatur wieder getrocknet werden.
Wann wird die Aussaat ein Erfolg?
Entscheidend ist die richtige Temperatur von 16 – 28°C und Licht aber keine Prallsonne. Die Aussaat im Februar oder März hat den großen Vorteil, dass die Sämlinge die ganze Saison bis Herbst zur Verfügung haben um sich zu entwickeln. Sie sind dann Ende Oktober schon so groß, dass sie bereits eine verkürzte Ruhezeit durchmachen können. Je später ausgesät wird, desto kürzer ist die Vegetationszeit und umso kleiner und empfindlicher sind die Sämlinge wenn sie in den Winters gehen.
Die richtige Erde das A und O bei der Aussaat
Das Wichtigste in der ersten Phase der Aussaat ist ein ununterbrochenes Quellen der Samen. Feuchtigkeit muss also gleichmäßig zur Verfügung stehen und nachgeliefert werden. Dazu muss beim Gießen Wasser sofort eindringen, ohne die Oberfläche zu verändern. Der Untergrund soll fein sein, sodass auch feinste Samen darauf liegen bleiben. Andererseits braucht es genügend luftführende Poren, damit die Wurzeln nicht geschädigt werden. Dann soll das Substrat lange stabil bleiben und seine positiven Eigenschaften nicht verlieren, denn Sukkulenten wachsen langsam und bleiben oft ein Jahr lang im Aussaat-Topf. Eine rein mineralische Mischung kann diese Bedingungen am besten erfüllen.
Aussaatgefäße füllen
Mit der Aussaaterde füllen Sie Plastikschalen oder Töpfchen bis 2cm unter dem Rand, drücken leicht an und ebnen die Oberfläche. Schalen teilt man mit Plastiketiketten in kleine Felder ein, jedes für eine andere Art. Besser sind Einzeltöpfchen, da bei der Weiterkultur diese für jede Art nach Entwicklungsstand extra behandelt werden können. Vierecktöpfchen mit 4 x 4 cm sind geeignet um 10 bis 50 Korn Samen aufzunehmen. Die Aussaatgefäße kommen in eine Schale oder besser eine Keimbox. Um den Feuchtigkeitsnachschub zu verbessern können sie auf eine Bewässerungsmatte gestellt werden. Diese liefert über die Abzugslöcher der Töpfe oder Schalen Wasser an das Substrat, das es durch seine Kapillarität nach oben saugt.
Befüllen der Plastikschale
Wässern
Aussaaterde und Bewässerungsmatte werden bis zur Sättigung gewässert. Besonders bewährt hat sich dazu eine Schachtelhalmlösung. Wenn die Keimlinge diese bereits beim Quellen aufnehmen sind sie optimal geschützt vor Krankheiten. Schachtelhalm hat die Eigenschaft Pilze zurückzudrängen und die pflanzeneigenen Abwehrkräfte und –stoffe zu mobilisieren. Diese biologische Maßnahme ist einfach durchzuführen und liefert erstaunlich gute Resultate. Sind die Keimlinge gewachsen reicht es, alle 6 – 8 Wochen einmal damit zu spritzen.
Das Aussaatsubstrat befeuchten
Samen ausstreuen
Nun wird der Samen auf der Oberfläche gleichmäßig ausgestreut, mit einem Holzklötzchen leicht angedrückt und mit Schachtelhalm-Lösung angesprüht. So bekommt er den richtigen Kontakt zum umliegenden Substrat und kann die notwenige Feuchtigkeit aufnehmen.
Die Samen ausstreuen
Andrücken
Sehr große Samen müssen auf jeden Fall in die Aussaaterde eingedrückt werden, sodass sie mindestens zu 2/3 von der Erde umschlossen sind. Ein Etikett wird mit wetterfestem Stift beschriftet mit dem Namen, Aussaatdatum und Samenherkunft.
Samen andrücken
Quarzsand
Anschließend bestreuen sie die Samen mit Quarzsand Körnung 2 – 3 mm gerade eine Schicht hoch. Damit schützt man die Samen wiederum vor der Austrocknung und gewährleistet den Lichtkeimern unter ihnen ihre Keimhemmung zu überwinden, da genügend Licht durch den feinen Quarzkies hindurch dringen kann. Quarz hindert im weiteren Verlauf Moose und Algen vor der Ansiedlung und der Wurzelhals trocknet in ihrer Umgebung nach dem Wässern immer gut ab.
Quarz aufstreuen
Fertig
Die Keimbox ist mit dem dazugehörigen Deckel bis auf einen kleinen Spalt zu schließen, der kann leicht mit einem Streichholz geschaffen werden, ansonsten wird mit einem Vlies abgedeckt, das ein wenig Luft durchlässt. Glasplatten oder Plastik zum Abdecken sollten ebenfalls leicht gelüftet werden, um der Entwicklung von Pilzkrankheiten entgegenzuwirken.
Fertige Aussaatbox
Die Quellphase
Beim Quellen des Samens und in der ersten Phase des Keimens ist der Keimling noch nicht vor dem Vertrocknen geschützt. Daher bringt ein Austrocknen des Samen oder des Keimlings den sicheren Tod. Stellen Sie deshalb die Aussaatkiste niemals in die pralle Sonne. Wie keimen die Sukkulenten in ihrer dagegen so trockenen Heimat? Dieses Rätsel löst sich bei ganz genauem Hinsehen: da wächst ein junger Ferocactus auf einem Felsen, doch der Samen keimten in einer tiefen Spalte, die gefüllt mit Feinmaterial sehr lange die Feuchtigkeit hält und die kleine Pflanze solange im Schatten wächst, bis sie oben am Spaltenrand angekommen ist. Ähnliches hat man bei den Saguaros, den großen Kandelaberkakteen und Wappenpflanze von Arizona entdeckt. Sie keimen immer am Fuß im Schatten von Mesquitbüschen oder dem Palo Verde, einem buschigen Baum. Dieser wird jeden Morgen ganz feucht von Tau, der zum Teil hinab rinnt und so unmittelbar am Stamm mehr Feuchtigkeit schafft, als überall sonst in dieser Umgebung. In ihrem Schutz und Schirm sind die Saguaros in der Lage, das empfindliche Jugendstadium zu überstehen.
Das Keimen
Die beste Keimtemperatur liegt zwischen 16 – 28°C. Temperaturschwankungen in diesem Bereich wirken sich sogar günstig aus. Abhängig von der Art keimen die ersten Sukkulenten nach 3 Tagen bis 4 Wochen. Ganz wenige brauchen auch erheblich länger.
Abhärten
Nach dem Keimblattstadium entwickelt sich die eigentliche sukkulente Pflanzengestalt, etwa 6 bis 10 Wochen nach Keimbeginn. Nun lüftet man mehr und beginnt mit der halben Konzentration zu düngen. Die Erde darf nun auch schon einmal abtrocknen, bevor wieder gewässert wird. Mit praller Mittagssonne sollten Sie Ihre Schützlinge jetzt noch nicht konfrontieren, aber Morgen- oder Abendsonne dürfen sie nun schon genießen. Spritzen Sie Schachtelhalmlösung zur Stärkung alle 4 – 6 Wochen. ¼ Jahr nach Keimbeginn darf die Abdeckung ganz entfernt werden und die Sämlinge sollten nach jeder Wassergabe 2 – 5 Tage trocken stehen, ehe wieder gewässert wird. 4 – 5 Monate nach Aussaat ist keine Schattierung mehr nötig.
Problembehandlung
Wenn erst einzelne Pflanzen die Farbe verlieren, etwas bräunlich-glasig werden und zusammenfallen, sich das Phänomen gar ausbreitet, sollte rasch gegen den Vermehrungspilz gehandelt werden. Mit einem Löffel wird die Erde mit den betroffenen Sämlingen abgehoben und entfernt. Zur Desinfektion kann Holzkohlepulver aufgestreut werden. Pilzmittel mit dem Wirkstoff Fosetyl können eine Ausbreitung des Schadens vermeiden helfen.
Pikieren
Je älter der Sämling, desto risikoloser ist das verpflanzen. Wenn nicht viel zu eng ausgesät wurde, können sehr schnell wachsende Arten schon im ersten Jahr vereinzelt oder pikiert werden. Ein Durchmesser von wenigstens ½ cm besser 1 cm ist zu empfehlen. Die meisten Kakteen werden 1 Jahr nach der Aussaat vereinzelt. Als Erde hat sich das Aussaatsubstrat bewährt. Sie füllen die Pikierkiste oder die Töpfchen und drücken leicht an. Anschließend wird überbraust, damit die Löcher, die mit einer Pikierpinne gestochen werden stehen bleiben und nicht wieder einfallen. Mit Hilfe der Pikierpinne stechen Sie unter den Sämling und heben ihn vorsichtig aus der Saatkiste ohne die Wurzeln zu beschädigen. Je nach Üppigkeit der Bewurzelung muss das Loch eine ausreichende Größe und Tiefe erhalten. Dann wird die Sämlingswurzel mit Hilfe der Pikierpinne so in das Loch geführt, dass sie gerade nach unten zeigt, die Spitze sollte auf keinen Fall nach oben gebogen werden. Ist der Sämling noch zu klein, um ihn mit den Findern zu greifen, kann ein Kunststoffetikett aus dessen Oberseite eine Ecke herausgeschnitten wurde als Gabel funktionieren, mit der man den Sämling anhebt und in das Loch setzt.
Aussaatschale mit Turbinicarpus lausserii
Der Abstand der Pflanzen sollte Fingerbreite betragen. Sind die Wurzeln zu lang, müssen sie ein gekürzt werden. Schneiden Sie mit einem scharfen Messer auf 3 cm Länge ab und lassen den Sämling für 1 Woche trocknen und die Schnittwunde verheilen. Anschließend wird wie beschrieben pikiert. Das Angießen der Sämlinge erfolgt eine Woche nach dem Pikieren. Düngen setzt nach 2 Monaten ein. Die pikierten Pflanzen sollten 3 – 4 mal im Jahr zur Stärkung mit Schachtelhalm gespritzt werden.
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