Vermehrung durch Stecklinge
Um schnell vollkommen identische Nachkommen zu gewinnen werden Teile der Mutterpflanze zur Vermehrung abgetrennt und bewurzelt. Nach den genutzten Teilen benennt man die Art der Vermehrung. Diese Vermehrungsmethode geht schnelle wie die Aussaat. Jedoch wird auch eine größere Menge an Mutterpflanzen benötigt, desweitern Funktioniert diese Methode nicht bei allen Pflanzen gleich gut.
Warum denn vegetativ vermehren?
Eine besonders schön blühende Kreuzung eines Bauern- (Echinopsis-Hybride), eines Blatt- (Epiphyllum-Hybriden) oder Weihnachtskaktus (Schlumbergera-Hybriden) kann nur auf vegetativem Wege rein vermehrt werden, denn Sämlinge werden aufspalten in alle möglichen Blütenfarben. Bei den Bauernkakteen wird man die Seitensprosse mit einem scharfen Messer an der Stelle abschneiden, wo sie aus der Mutterpflanze austreiben. Bei Blattkakteen schneidet man Kopfstecklinge, kann aber auch Stammstecklinge aus dem restlichen Trieb fertigen, beide sollten etwa 20cm lang sein. Bei den Weihnachts- sowie Osterkakteen nimmt man gut ausgewachsene und ausgereifte Sprosse und dreht diese ab.
Schlumbergera ´Twilight Dancer´
Weitere Gründe können Mangel an Samen oder eine Erste Hilfe Maßnahme nach dem Abbrechen eines Säulenkaktus oder Fäulnis an der Stammbasis sein. Desinfizieren Sie unbedingt Ihr Messer vor dem letzten Schnitt.
Kopfstecklinge bestehen aus der Sprossspitze, Stammstecklinge aus dem darunterliegenden Sprossteil. Senecio crasissimus bildet schöne, buschig verzweigende Pflanzen aus kräftigen Stammstecklingen. Blattstecklinge funktionieren nur bei bestimmten Gattungen. Besonders gute Erfolge haben Sie mit Kalanchoe, Gasteria und Crassula Blättern. Andere wie Agaven sind überhaupt nicht auf diese Weise zu vermehren. Von Agaven lassen sich dafür die Kindel als Ableger entfernen um daraus neue Pflanzen zu ziehen. Bei der Nutzung der Seitensprosse von Kakteen spricht man auch oft von Ablegern, Von Teilung spricht man beim Teilen ganzer Sempervivum(Dachwurz)-Polster. Scilla violacea endlich bilden durch Brutzwiebeln Gruppen. Diese lassen sich leicht entfernen und vereinzeln.
Epiphyllum strictum
Blattstecklinge
Besonders reizvoll ist es zu sehen, wie aus einem Kalanchoe-Blatt Wurzeln austreiben sowie Blätter und neue Sprosse entstehen. Pachyphytum und Sedum lassen sich ebenfalls sehr leicht dadurch vermehren, dass man die Blätter vorsichtig abdreht und ausstreut. Alle diese Blattstecklinge lässt man nur 2 – 3 Tage trocken liegen, bevor sie bereits wieder mit Feuchtigkeit in Berührung kommen dürfen.
Was beim Stecklinge schneiden zu beachten ist
Die beste Jahreszeit um Stecklinge zu schneiden ist Frühjahr bis Sommer. Die Triebe sollten weder zu alt und verholzt noch zu weich und jung sein. Mit einem scharfen Messer schneiden Sie möglichst mit einem ziehenden Schnitt ab, sodass die Zellen nicht gequetscht werden. Wenn das Gewebe zu hart ist, muss notfalls auch eine scharfe Baumsäge zu Hilfe genommen werden. Bei Säulenkakteen oder Euphorbien ist die Mindestlänge 3x der Durchmesser. Bei kugeligen Sukkulenten sollte der Steckling nicht kürzer als sein Durchmesser sein.
Da beim Trocknen die derbe Außenhaut und der Zentralzylinder stehen bleiben, das weiche Speichergewebe aber glockenförmig zurücktrocknet, sollten die Stecklinge konisch zugeschnitten werden. Dann treten die Wurzeln am Zentralzylinder aus.
Um Infektionen zu vermeiden müssen die Schnittstellen rasch abtrocknen. Dazu stellt man die Steckling aufrecht in Kisten mit Gitterboden, Töpfe mit geknülltem Zeitungspapier oder am besten in trockenes Perlite. So kann genügend Luft an die Wunde, sie kann verheilen und der Steckling bereits Wurzelbildungsgeweben gebildet werden. Oft zeigen sich nach wenigen Wochen bereits Wurzelspitzen.
Bei Wolfsmilchgewächsen ist auf den austretenden Milchsaft zu achten. Er ist ätzend und kann Schleimhäute empfindlich angreifen. Um den Saftfluss zu stoppen wird die Wunde mit einem mit heißem Wasser getränkten Küchentuch abgetupft. Feuchte Schnittstellen können mit Holzkohlestaub zum Desinfizieren und Trockenen behandelt werden.
Die Wurzelbildung wird durch Bewurzelungsmittel sowie Spritzung mit Aminosäure-Präparaten gefördert. Während des Trocknens sollen Stecklinge zur Aufrechterhaltung ihrer Stoffwechselvorgänge aufrecht stehen. Zudem werden liegend Wurzeln an der unten liegenden Seite gebildet und die Stecklinge verbiegen sich zum Licht. Sie sollten luftig, hell aber nicht Vollsonnig stehen.
Durchführung
Um den Steckling zu schneiden sollte das Messer vorher für fünf Minuten in ein Desinfektionsbad. Dadurch werden mögliche krankheitserreger abgetötet. Außerdem muss das Messer eine scharfe Klinge besitzen, um einen sauberen Schnitt durchführen zu können.
Opuntia Hybride ´Verdura 1´
Der Schnittpunkt sollte, wenn möglich, so gewählt werden, dass eine möglichste kleine Wunde entsteht, sprich an einem kleinen Durchmesser. Am besten gelingt dies an einem Triebansatz. Je kleiner die Wunde, desto schneller kann die Pflanze diese schließen und Krankheitserreger können schlechter eindringen.
nach dem Schnitt
> Behandlung von Schnitten und Wunden